Läuft!
… ist die passende Überschrift für unsere heutige Versammlung und insbesondere bezüglich der Einweihung des „Mahnmal der Erinnerung“ am 5. März.
75. Jahrestag der Bombardierung von Einsiedel 1945
Aber der Reihe nach. Gotthard Clauß eröffnet -mittlerweile augenscheinlich standardmäßig- vorfristig um 17:58 Uhr unsere heutige Runde mit 14 Mitgliedern.
Er fragt nach Aktivitäten der Geschichtsgruppe im vergangenen Jahr für ein geplantes Resümee im Sommer (Jubiläum 25 Jahre H+G) und wird auf zahlreiche Artikel wie diesen hier verwiesen. Nun, daraus ließe sich ein kleiner Vortrag basteln, meint er und übergibt an Ingobert Rost.
Topthema jetzt: 75. Jubiläum der Bombardierung von Einsiedel im Winter 1945 und Einweihung des „Mahnmal der Erinnerung“ am 5. März auf dem Friedhof.
Ingobert Rost führt aus, dass
- der „Einsiedler Anzeiger am 26. Februar erscheint (…erscheinen soll) und auf die Veranstaltung am 5. März ebenda hingewiesen wird.
- der Ablauf der Veranstaltung zwischen ihm, Gotthard Hüttl und Pfarrer Johannes Dziubek abgesprochen wurde.
- die neuen Tafeln enthüllt werden sollen.
- in der Kirche noch drei zum Anlass passende „Ruinen-Gemälde“ des Einsiedler Malers Erwin Stoll ausgestellt werden.
- noch ein Transport von diesen Bildern und anderen Dingen in die Kirche organisiert werden muss.
Ingobert Rost erläutert einiges zum Rahmen, der vom Vereinsmitglied Horst Heidernätsch angefertigt wird.
Gerd Arnold ergänzt, dass bezüglich der gesamten Veranstaltung noch nicht alles geklärt ist, aber rechtzeitig final ergänzt wird. Er erläutert Technisches zum Rahmen und unter den Mitgliedern entstehen eine Diskussion sowie Fragen zum Ablauf.
Bombenkrieg: Jede Achte ein Versager
Ingobert Rost will jetzt aus Unterlagen zitieren, die ihm von Gotthard Clauß übergeben wurden. Letzterer erklärt aber erst einmal die Herkunft der Unterlagen und dass er diese über Dritte bekommen hat. Letztendlich stammen sie vom Bundesarchiv in Koblenz.
Die Thematik sind die Bombenangriffe auf Chemnitz und Dittersdorf, über Einsiedel finden sich hier aber keine Informationen.
Im Zuge des Vortrags kommt wieder eine Diskussion auf über Bomben und Bombentrichter allgemein und über Luftminen im Besonderen. Von diesen versagte seinerzeit jede Achte, sei es durch versehentliches Nichtentsichern des Bombenpiloten, durch eingefrorene Zünder oder falschem Aufschlagwinkel. Mitten in der Diskussion:
18:50 Uhr: Ein Fernsprechapparat schellt
… ist aber ein Ortsgespräch: Horst Heidernätsch.
Morgen Einpassung der Tafeln in den Rahmen, er bittet um Teilnahme von Mitgliedern und eines Fotografen.
18:53 Uhr konnte – da Männergespräch – dieses beendet werden.
Bombenkrieg: Das Inventar auf dem Notizzettel
Ingobert Rost fährt jetzt mit einer anderen Ausführung fort. Er zeigt Notizzettel von Ursel Sieber (siehe auch hier) und zitiert von diesen. Es ist eine wertmäßig Erfassung von Haushaltsartikeln der eigenen Wohnung, die beim Bombardement am 5. März teilweise oder komplett vernichtet wurden resp. verbrannt sind.
Wie wir hören, konnten diese dokumentierten Werte beim „Amt für Kriegsschäden“ eingereicht werden und wenn man Glück hatte, wurde man (teilweise) entschädigt. Bis 1943 jedenfalls. 1945, als vorliegende Zettel relevant waren, ging man leer aus.
Sven Börner ergänzt den Vortrag und erläutert noch einmal die Handhabung solcher schriftlichen Notizen. Sie wurden bei Angriffen mit dem Notgepäck mit in die Luftschutzräume genommen und dienten nach dem Angriff und eventuellen Treffern als Nachweis, um z. B. bei Teilzerstörung Sachen in den Ruinen zu identifizieren und dem rechtmäßigen Eigentümer zuzuordnen.
Gotthard Hüttl ergänzt entsprechend, dass diese Notizen sehr detailliert waren und auch Dinge wie Rasierseife, Kämme oder Führerbilder aufgeführt wurden.
Gotthard Clauß will, so scheint es jedenfalls, die Runde beenden und dankt Ingobert Rost für dessen Engagement in der Geschichtsgruppe. Er bezieht ausdrücklich nicht nur auf die heutige Veranstaltung.
Die Russen im Dorf!
Doch nein! Der Krieg ist zwar aus, aber jetzt kommt die unmittelbare Nachkriegszeit und damit die sowjetische Besatzung. (Die Kommandantur war übrigens in der Eisengießerei Leimbrock.)
Gotthard Hüttl hat das Thema so kurz vor Toresschluss aufgeworfen und eine erneute, recht lebhafte Diskussion in Gang gesetzt. Er selbst, Armin Lippmann, Christa Günther und Bernd Brendel berichten jetzt von Dingen, die sie als (ganz junge) Menschen erlebt haben.
Die Erzählungen schwanken von traurig bis lustig, lassen aber auch die eine oder andere Jugendsünde erkennen. Und ein Fahrzeug taucht in solchen Erzählungen eigentlich immer auf: Panjewagen.
Letztendlich berichtet noch Gerd Arnold von seiner „Russensperre“ aus dem Jahre 1945. Er hatte Glasscherben quer über die damals nicht asphaltierte Rosenstraße gesteckt und wollte – mit kindlichem Geist – seine Schwester damit beschützen. Opfer war dann ein Bewohner der Rosenstraße mit dem Fahrrad …
So, das Fahrrad ist sicher längst verschrottet, sein Besitzer tot, die Russen weg. Und seit 75 Jahren ist Frieden in Einsiedel!
Glockenklang werden wir in den Abendstunden des kommenden 5. März ausgiebig hören – und ein Glöckchen jetzt um 19:30 Uhr:
Carsten Claus (auch Fotos)
24. Februar 2020