Freie Presse – Wir sind Heimat! Wirklich?

Verena Claus und die Freie Presse

Zum besseren Verständnis dieser Seite empfehlen wir, den nachfolgenden Artikel der Freien Presse vom 10. Mai 2023 komplett durchzulesen. Dieser sehr hinterfragungswürdige Beitrag des Journalisten Oliver Hach über die Einsiedler Ortschaftsrätin der Grünen, Jennifer Petzl, ist der Ausgangspunkt diversen Schriftwechsels und nachfolgendes stellt komplett auf diesen Artikel ab.


Die Reaktion einer Einsiedler Leserin und Lehrerin

(Es soll hinzugefügt werden, dass der FP-Artikel in Einsiedel recht rege diskutiert wurde, allerdings ganz sicher nicht im Sinne des Redakteurs Oliver Hach und dessen Protagonistin. Das nachfolgende Schreiben bringt aber das meiste auf den Punkt.)

ICH und das andere Einsiedel

Freie Presse vom Mittwoch 10. Mai zum Lesen aufgeschlagen, durchgeblättert und abrupt gestutzt.

Jung, grün, Einsiedel

Laut Ortseingangsschild – mein Einsiedel, meine zweite Heimat seit fast genau 50 Jahren. Die Frau auf dem Bild noch unbekannt! Sie ist mir bis jetzt im Ortsgeschehen nicht aufgefallen. Weder positiv noch negativ. Nun ja – eine Bildungslücke von mir. Mal lesen, was sie als Ortschaftsrätin über unser (mein) wunderschönes „Dorf“ zu berichten hat.

Ich beginne zu lesen und stutze. Bin ich im falschen Artikel? Ich kneife mich ins rechte Ohr – aua, ich träume nicht! Ich bin hellwach!

Was da steht, – laut, Wachschutz, Sperrgitter, Kontrollen – klingt eher nach einem Konzert von Rammstein oder Fußball, aber doch nicht Einsiedel!

Ich lese weiter. Ach so, es geht um unser ehemaliges Pionierlager und die Flüchtlinge. Warum darüber einen Artikel schreiben – ist doch alles easy! Unterbringung menschenwürdig von der Anzahl der Personen her – bis jetzt.
Viele Einsiedler hatten, als es begann, Sachen gespendet und mit den Johannitern alles sortiert, eingelagert, vorbereitet. Eben sich um ein menschenwürdiges Wohnen gesorgt und alles auf ehrenamtlicher Basis.
Aber was hat das mit dem geforderten Aufnahmestopp von Ministerpräsident Kretschmer zu tun? Der betrifft doch ganz Sachsen – oder doch nur Einsiedel?

Etwas verunsichert lese ich weiter – es gab Fragen zur Anzahl der unterzubringenden Flüchtlinge. Das ist für mich nachvollziehbar. Das hätten auch Dresdner oder Leipziger gefragt, wenn es sie tangiert hätte. Was ist daran falsch?
Offensichtlich nichts, denn nach Aussagen der Behörden läuft alles reibungslos. Hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre.

Gespannt arbeite ich mich weiter durch den Artikel, der sich jetzt mehr auf die Ortschaftsrätin bezieht, die meiner Aufmerksamkeit bis jetzt entgangen war.

Jung – 37, na da war ich schon Mittelalter und hatte zwei Kinder und eine Arbeit, die mich auf Trab hielt (ohne Auto, Mikrowelle, Vollautomat, Geschirrspüler).
Sie hat schon die Welt gesehen – ich schaue immer noch und entdecke immer Neues.

Gendern, Dialekt, na ja, vom Dialekt kann ich ein Lied singen. Aber ich sehe nicht ein, warum ein Dialekt etwas Besonderes ist, wenn man den Satzinhalt noch versteht. Meine Meinung zum Gendern gehört nicht hierher.

Als ich weiter lese, steigt mein Blutdruck leicht. Was ist das jetzt?

1986 geboren, in Einsiedel wohnhaft, die Leute kennen, die Aula, das Gymnasium, alles gut und schön. Aber was soll das mit den Baseballschlägerjahren?
Ich denke, so ein Quatsch, so eine einseitige Sicht auf die Dinge und das nur in Verbindung mit Einsiedel.

Es gab und es gibt immer radikale Jugendliche, die sich Hakenkreuze aufmalen und mal links und mal rechts sind – eben entwicklungsbedingt und nicht nur in Einsiedel, auch in Berlin, Dresden, Hannover und anderen Städten ist das so.

Ach, nach dem Abitur wollte sie weg – typisch Sturm und Drang!
Ich mag mehr die Jugendlichen, die hier bleiben, eine Lehre absolvieren oder in der Regelstudienzeit ein Studium abschließen. Die danach mit ihrem Wissen und Können dazu beitragen, unsere Stadt und/oder unser „Dorf“ zu bereichern. Das ist eben Ansichtssache.

Ich lese weiter und bekomme fast Schnappatmung.
Es wurde finster in Einsiedel als sie nicht da war? Sie hat aus der Ferne verfolgt, was abging in Einsiedel?
Alte Kamellen werden jetzt genannt, unbewiesene Halbwahrheiten und Vorkommnisse, die 2015 in ganz Deutschland mehr oder weniger auftraten, werden aufgezählt. Sie spricht von menschlicher Kälte in Ostsachsen. So ein Quatsch denke ich und will die Zeitung weglegen.

Doch Stopp!
Jetzt wird wieder über Einsiedel berichtet. Einsiedel wird beschrieben – und dann, beim Weiterlesen kriecht Ärger in mir hoch, ich werde innerlich wütend über die hier beschriebene einseitige Betrachtungsweise einer Ortschaftsrätin aus meinem Einsiedel. Ist sie denn blind?

Es war nicht nur eine kleine Gruppe von Freiwilligen und es war und ist auch nicht nur eine einmalige Unterstützung von Hilfebedürftigen.
Dass fast alle Einsiedler sich darum bemühen, den Ort sauber zu halten, ihre Vorgärten zu pflegen und zu Blickfängen der Freude in einer stressigen Zeit zu gestalten, ist das falsch?
Vielleicht wären ihr auch bei einem Rundgang mit wirklich offenem, objektiven Blick durch den Ort, die vielen Brücken aufgefallen, die mit einer Informationstafel versehen sind. Diese Schilder wurden gemeinsam mit dem Ortschaftsrat und dem ehemaligen Verein Haus und Grund Einsiedel angeschafft und in ehrenamtlicher Arbeit errichtet.

Warum spricht sie nicht von der Feuerwehr, der Geschichtsgruppe, dem Jugendclub, der Begegnungsstätte, der Kirchgemeinde, der Brauerei, dem Skiverein, den Fußballern, mit den zahlreichen Aktivitäten im Ort und mit deren Einsatz für alle Bewohner von Einsiedel.

Und dann ihre Beschreibung der Ortschaftsratssitzung. Was hat das mit „Jung, grün, Einsiedel“ zu tun?

Ich begreife langsam, dass es im Artikel nicht um Einsiedel als meinen Ort geht, sondern die Präsentation der Frau Jennifer und ihre Sicht auf die Dinge. Ihre Sicht auf die Dinge zeigt, sie ist kein Kind vom Land!
Sie identifiziert sich nicht mit dem Ort. Sie würde sonst verstehen, dass jeder Mensch vom Land landwirtschaftliche Nutzflächen nicht zweckentfremdet bepflastert sehen möchte.
Das bedeutet aber nicht, dass die Einsiedler generell gegen die erneuerbaren Energien sind.

Sie würde nicht nur in Chemnitz ein Kinderfest organisieren, am Brühl vernetzt sein und sich mit den Menschen an der Zentralhaltestelle treffen. Sie würde dies in Einsiedel tun!

Ja, wir wählen im kommenden Jahr einen neuen Ortschaftsrat in Einsiedel.

Ich hoffe und wünsche, es werden Bürger sein, die meinen Heimatort mit all seinen Facetten, seiner bunten Vielfalt, seinen positiven Seiten wahrnehmen und versuchen werden, Missstände nicht nur zu nennen, sondern diese aktiv zu beseitigen.

Mein Einsiedel ist jung, grün, fortschrittlich und liebenswert.

Und wenn Sie Jennifer bleiben, bin ich gerne Ihr Guide, wenn Sie mein Einsiedel kennenlernen wollen.

Verena Claus


Abgelehnt!

Eine Veröffentlichung des vorstehenden Schreibens wurde durch die Zeitung resp. Oliver Hach abgelehnt.
Verena Claus wandte sich jetzt an den Chefredakteur der Freien Presse, Torsten Kleditzsch:

Sehr geehrter Herr Kleditzsch,

Ich bin etwas irritiert!

Am 10. Mai 2023 ist in der Freien Presse ein Artikel über Einsiedel erschienen.

In diesem Artikel wurde der Ortsteil Einsiedel und seine Bürger, leider wie schon so oft, in einem schlechten Licht dargestellt. Eine Ortschaftsrätin beschreibt ihre subjektive Sicht auf die Dinge.

Meiner Auffassung nach darf dieser Artikel nicht unbeantwortet bleiben!

Denn es gibt auch ein anderes Einsiedel!

Ich habe ganz spontan eine Stellungnahme formuliert.

Nach einigen Telefonaten, allesamt sehr freundlich und hilfreich, habe ich Kontakt zum zuständigen Redakteur (Herr Hach) aufnehmen können. Per Mail habe ich Herrn Hach meine Stellungnahme zugestellt.

Die Antwort kam sehr schnell!

Zitat:

„…Im Sinne des Interesses unserer breiten Leserschaft sehe ich leider keine Möglichkeit, diese doch sehr umfangreiche und subjektive Stellungnahme im redaktionellen Teil unserer Zeitung zu veröffentlichen. Was ich Ihnen anbieten kann, ist die Weitergabe an unseren Leserobmann. Er würde dann nach eigenem Ermessen entscheiden, ob er einen Auszug auf der Leserbriefseite abdruckt….“

Oliver Hach/Freie Presse

Warum wird seine umfangreiche und subjektive Darstellung gedruckt und meine, auch subjektive Antwort nicht? Ich bin der Meinung, dass beide Sichtweisen ein objektives Bild von Einsiedel ergeben!

Die vielen gesellschaftlich aktiven und positiv denkenden Menschen in Einsiedel haben das Recht auf eine Darstellung der anderen Sicht auf die Dinge.

Der sehr geringe Platz in der Rubrik „Lesermeinung“ lässt eine ausführliche Antwort nicht zu.

Wenn es politisch gewollt ist, Einsiedel ausschließlich negativ zu bewerten, erwarte ich keine Antwort.

Sollte es aber um die Vermittlung eines objektiven Eindrucks von Einsiedel gehen, bin ich jederzeit zu einem Gespräch bereit.

Mit freundlichen Grüßen

Verena Claus


Das Antwortschreiben der Freien Presse


Nach der (erwartbar) nicht zufriedenstellenden Antwort des Chefredakteurs der Freien Presse, Torsten Kleditzsch und der Nichteinhaltung der Zusage des Einsiedler Ortsvorstehers Falk Ulbrich (CDU), das Schreiben im Einsiedler Anzeiger Juni 2023 zu publizieren, wandte sich Verena Claus an den Chemnitzer Oberbürgermeister.
Auch dieses Schreiben wollen wir an dieser Stelle veröffentlichen.

Stadt Chemnitz – Oberbürgermeister        

                                                                                              

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Ich bin etwas irritiert und mittlerweile auch empört!

Am 10. Mai 2023 ist in der Freien Presse ein Artikel über Einsiedel erschienen. In diesem Artikel wurde der Ortsteil Einsiedel und seine Bürger, leider wie schon so oft, in einem schlechten Licht dargestellt. Eine Ortschaftsrätin beschreibt ihre subjektive Sicht auf die Dinge.

Meiner Auffassung nach darf dieser Artikel nicht unbeantwortet bleiben! Denn es gibt auch ein anderes Einsiedel! Ich habe ganz spontan eine Stellungnahme formuliert.

Nach einigen Telefonaten, allesamt sehr freundlich und hilfreich, habe ich Kontakt zum zuständigen Redakteur (Herr Hach) aufnehmen können. Per Mail habe ich Herrn Hach meine Stellungnahme zugestellt.

Die Antwort kam sehr schnell!

Zitat:

„…Im Sinne des Interesses unserer breiten Leserschaft sehe ich leider keine Möglichkeit, diese doch sehr umfangreiche und subjektive Stellungnahme im redaktionellen Teil unserer Zeitung zu veröffentlichen. Was ich Ihnen anbieten kann, ist die Weitergabe an unseren Leserobmann. Er würde dann nach eigenem Ermessen entscheiden, ob er einen Auszug auf der Leserbriefseite abdruckt….“

Oliver Hach/Freie Presse

Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben und habe mich schriftlich mit dem Chefredakteur in Verbindung gesetzt.
Auch hier wäre die Antwort recht schnell gekommen, wenn die Postleitzahl gestimmt hätte.

Die Antwort von Herrn Kleditzsch hat mich nicht überrascht, aber empört.

Die Aufgabe von Journalisten ist mir durchaus bewusst und muss mir nicht erklärt werden.

Die beiden letzten Absätze des Antwortbriefes zeigen sehr deutlich die Haltung der Zeitung zu Einsiedel!

Ich fühle mich veralbert!

Neben den Aktivitäten mit der Freien Presse wollte ich meine Stellungnahme im „Einsiedler Anzeiger“ veröffentlichen. Das Dokument wurde rechtzeitig eingereicht.
Im Rahmen einer öffentlichen Ortschaftsratssitzung konnte ich feststellen, dass fast alle Ortschaftsräte eine Veröffentlichung im Anzeiger befürworten. Die Entscheidung trifft der Ortsvorsteher.

Der Artikel ist nicht erschienen!

Warum wird eine umfangreiche und subjektive Darstellung in der Freien Presse gedruckt und meine, auch subjektive Antwort nicht? Ich bin der Meinung, dass beide Sichtweisen ein objektives Bild von Einsiedel ergeben!

Der sehr geringe Platz in der Rubrik „Lesermeinung“ lässt eine ausführliche Antwort nicht zu.

Warum unterbindet ein Ortsvorsteher eine Veröffentlichung?

Die vielen gesellschaftlich aktiven und positiv denkenden Menschen in Einsiedel haben das Recht auf eine Darstellung der anderen Sicht auf die Dinge.
Die „Stadt der Moderne“ und zukünftige Kulturhauptstadt Europas sollte meiner Ansicht nach Interesse daran haben, alle Ortsteile in einem objektiven Licht darzustellen.
Leider habe ich im Moment das Gefühl, dass es politisch gewollt ist, Einsiedel ausschließlich negativ zu bewerten.

Sollte es aber um die Vermittlung eines objektiven Eindrucks von Einsiedel gehen, bin ich jederzeit zu einem Gespräch bereit.

Mit freundlichen Grüßen

Verena Claus


Das Antwortschreiben des Oberbürgermeisters

2 Gedanken zu „Freie Presse – Wir sind Heimat! Wirklich?

  1. Dieser FP-Artikel ist wieder einmal ein Klassiker, der den Weg der Freien Presse von einer „links der Mitte“ stehenden Zeitung zu einem links-grünen, moraltriefenden Erziehungsmedium aufzeichnet.
    Neben den redaktionellen Artikeln, die gerade bei Innen- und Kommunalpolitik unbedingt zwischen den Zeilen zu lesen sind, geben vor allen die Auslegungen der Redakteure (oft die in der linken Blase geschassten „alten, weißen Männer“), die täglich unter „LEITARTIKEL“ ihre Meinungen niederschreiben, viel Aufschluss über das schreibende Personal und darüber, dass dieses äußerst wichtige Team bezüglich politischer Neutralität bei der Freien Presse ganz sicher nicht paritätisch besetzt ist.
    Hach´s Artikel selbst lässt viele Fragen offen, z.B. liest man von einem erfolgreichen Studien- oder Berufsabschluss Jennifer Petzls nichts und wenn dann einige Leute unken, dass das bei den Grünen für einen Spitzenplatz in der Bundespolitik scheinbar Voraussetzung ist, kann es natürlich sein, dass Frau Petzl irgendwann nach Berlin wechselt, so hier tatsächlich kein Abschluss vorhanden ist. (Das erfahren die Leser aber nicht, es bleibt eine Vermutung.)
    Dafür teilt Oliver Hach mit (lies zwischen den Zeilen!), dass seine Protagonistin Unmengen von Kerosin (oder Schweröl bei Schiffspassage) verbraucht hat, um „Work and Travel“ weit weg der Heimat in Australien und Südamerika zu zelebrieren.
    Und wenn dann im Brief des FP-Chefredakteurs Torsten Kleditzsch davon die Rede ist, dass „besondere Leistungen, besondere Menschen, besondere Konstellationen“ vorgestellt werden, dann wirft das die Frage auf, wenn die Konstellation weiblich, jung 22, 23 (nicht „jung“ 37), Altenpflegerin, vielleicht schon ein Kind und trotzdem Ortschaftsrätin, aber mit einem blauen Parteibuch gewesen wäre, ob dann auch ein wohlwollender, ganzseitiger Artikel auf Seite 3 erschienen wäre. Ganz sicher nicht!
    Schlagartig fallen mir viele Einsiedler ein, die hier in Ort seit Jahren und Jahrzehnten so viel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt tun, ob bei der Feuerwehr, in den Vereinen, mit Kindern oder im stillen privaten Engagement, OHNE irgendwelche Attitüden bezüglich der Selbstbestätigung (wie hier bei Frau Petzl) dienender, öffentlicher Publizierung in den Lokalzeitungen (nicht nur in der FP, auch bei Tag24).
    Das hier, Frau Petzl, Herr Hach, ist nichts anderes als
    „Herbert Görgens– Komm ich jetzt ins Fernsehen? (… in die Zeitung)“
    und das alles zu Lasten von Einsiedel. Sie beide haben meinem Heimatort einen Bärendienst erwiesen, dafür ganz sicher keinen „Herzlichen Dank“!
    H.G.

  2. Die FP ist Heimat? Wieder mal so ein Marketingspruch um die ständig sinkte Auflage zu bremsen. Das ist so, wie der sächs. Mp Kretschmer wieder mal einen Ballon bezügl. Asylkritik steigen läßt, weil seine Sachsenunion bei einer Umfrage wieder mal ein paar % eingebüßt hat.

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