Geschichtsgruppe 16. Februar 2023

Im Rathaus brennt noch Licht

Im Rathaus brennt noch Licht …

Es konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht alle der Einladung Folge leisten. Trotzdem war die gesamte, aus zwei Teilen bestehende Zusammenkunft erfolgreich.

Im ersten Teil ging es um die Feinabstimmung des neuen Satzungsentwurfes, den Dietmar Vieweg erstellt hatte. Eine sachliche Diskussion zeigte das Interesse aller Anwesenden, einen Ausweg aus der momentanen misslichen Lage zu finden. Herzlicher Dank gilt dabei auch der Schriftführerin Rosi Anke, die selbstlos ihr Engagement mit einbrachte, um die anstehenden Aufgaben zu lösen, trotz, dass sie leider nicht dem neuen Verein verantwortlich zur Verfügung stehen möchte.

Die uns selbst vorgegebene Zeitschiene war realisiert worden und so konnten wir uns mit 18 Teilnehmern auf den Vortrag im zweiten Teil konzentrieren.

Herr Frank Kotzerke ist erfolgreicher Architekt und wohnt seit seiner Geburt in Einsiedel. Es war uns gelungen, ihn in unseren Räumen begrüßen zu können. Wir erlebten einen Einsiedler, der seinen Widerstand in ganz anderer Form, wie sonst üblich, gegen mächtige Ignoranten führte und führt.

Für seinen über viele Jahre dauernden Kampf um die Erhaltung der historischen Eisenbahnbrücke über die Annaberger Straße und die Chemnitz wurden er und sein Viadukt-Verein 2020 mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichnet.

(Foto: Silvio Müller)

Bereits 1857 entstand dort eine Steinbrücke für die neue Eisenbahnverbindung Chemnitz-Zwickau, die von 1901 bis 1902 durch eine eiserne und höher gelegte Brücke abgelöst wurde. 1909 waren alle einbezogenen Arbeiten beendet. Die Bahnlinie konnte anfangs viergleisig betrieben werden.

Den Bombenkrieg überstand die Brücke ziemlich unversehrt. Zwei Gleise fielen durch Reparationsdemontage generell für immer weg.

Dieses Verkehrsbauwerk, ähnlich wie das „Blaue Wunder“ in Dresden, stand und steht für die Industrialisierung und den Fortschritt des beginnenden 20. Jahrhunderts. Chemnitz als „sächsisches Manchester“ hatte damals einen hohen internationalen Ruf.

Doch die Deutsche Bahn wollte 2014 im Zuge der Erneuerung dieses Baudenkmal abreißen und durch ein modernes Betonbauwerk ersetzen. Und dagegen richtete sich der Protest und der fachliche Widerstand dieses Vereins und des Chemnitzer Stadtforums.

Nun wurden nach anfänglichem Sträuben und Zögern auch die Stadtverwaltung und ihre Oberbürgermeisterin, die Landesregierung, damals noch unter Tillich, langsam mit ins Boot geholt, Unterschriftensammlungen zum Erhalt des Viadukts organisiert. Das Ergebnis: Die mächtige „Deutsche Bahn“ knickte letztendlich ein.

Die Lehre: Es lohnt sich immer, für das Richtige niemals aufzugeben.

Wie lautete Frank Kotzerkes Resümee: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.

I. Rost

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